Stories & Lessons Learned

Der Einsatz digitaler Technologien und die damit einhergehende digitale Transformation ist kein einfaches Unterfangen und geht oft mit großen Herausforderungen einher. Auch wenn jede Transformation ihren eigenen Regeln folgt, gibt es dennoch Muster, die es zu berücksichtigen gilt. So kann man Schwachstellen und Risiken erkennen und damit unnötige Kosten vermeiden…

1. BIM & Status Quo Bias:

Der erfolgreiche Umstieg auf neue digitale Lösungen erfordert eine objektive Bewertung des Status Quos und der potenziellen Vorteile neuer Lösungen

Egal, ob die Umstellung von 2D-Planung auf Revit/BIM oder das neue Projektmanagementtool, jede Veränderung der Arbeitsweise und -methode geht mit einigem Aufwand einher. Die logische Frage: Lohnt sich der Umstieg? Bei dieser berechtigten Frage sollte man allerdings wissen, dass wir Menschen bei der Beantwortung generell dazu neigen, den Aufwand für die „neue“ Lösung und die bisherigen Mühen, die wir in die „alte“ Lösung gesteckt haben, stark zu überschätzen. Die Folge ist, dass wir durch diese Heuristik (also Daumenregel) mögliche Vorteile, bspw. bei dem Umstieg auf Revit, übersehen oder unterschätzen. Wir bewerten den aktuellen Status Quo damit nicht rational und überschätzen die bereits etablierte Lösung. Das haben wir auch bei einer unserer Studien festgestellt, bei der wir über 500 deutsche Architektinnen und Architekten zum Umstieg auf BIM-Software befragt haben. Besonders ausgeprägt waren bei der Studie der so genannte sunk cost-Effekt und die so genannten uncertainty costs. Bei dem sunk cost-Effekt beeinflussen die bisherigen Kosten, Aufwände und Mühen die Entscheidung zum Wechsel auf die neue Lösung. Wer also viel Zeit und Aufwand in das Erlernen von etablierten CAD-Programmen gesteckt hat, wird diesen bisherigen Aufwand aller Wahrscheinlichkeit nach und vor allem unterbewusst, der neuen Lösungen gegenüberstellen. Auch, wenn dieser irrationale Blickwinkel die Bewertung der neuen Lösung stark verzerren wird. Uncertainty costs sind vor allem dann von Bedeutung, wenn man mir der neuen Lösung, wie in dem Fall BIM, wenig Erfahrung und geringes Wissen darüber hat. Durch die Unsicherheiten neigen wir Menschen dazu auf „Nummer Sicher“ zu gehen und bleiben bei der etablierten Lösung. Gründe sind dann Unsicherheit, Zweifel und Angst – nicht zwingend gute Berater (zumindest ohne kritische Reflexion). Auch durch diesen psychologischen Effekt werden potenzielle Vorteile einer neuen Lösung stark verzerrt. Diese Voreingenommenheit für den Status Quo und etablierte Lösungen (Status Quo Bias) müssen wir berücksichtigen, wenn wir unsere Architekturbüros erfolgreich in ein digitales Zeitalter überführen wollen.

2. Erfolgsfaktor soziale Dimension:

Die Bedeutung von Arbeitskultur und individuellen digitalen Fähigkeiten für die digitale Transformation

Wie unsere Erfahrungen in den anderen Lessons Learned & Stories zeigen, sind es oftmals nicht rein technologische Aspekte, die über eine erfolgreiche digitale Transformation im unternehmerischen Kontext entscheiden. Neben den strategischen, technologischen und produktbezogenen Aspekten spielen soziale Dimensionen eine enorm wichtige Rolle. Hier geht es beispielsweise um die Arbeitskultur im unternehmerischen Kontext und Fragen, ob es im Unternehmen gelingt, Experimentieren zu ermöglichen ohne laufende Projekte und die Qualität dieser Projekte zu vernachlässigen. Aber auch um Themen auf der individuellen Ebene verbunden mit Themen digitaler Fähigkeiten meiner Mitarbeiter. Was wir oft sehen, ist, dass die starke Projektorientierung in Architekturbüros es enorm schwierig macht, übergreifende Maßnahmen der digitalen Transformation umzusetzen. Diese organisationsweite und übergeordnete Perspektive ist unserer Meinung nach allerdings sehr wichtig, um eine zielführende und nicht an einzelnen Projekten orientierte Transformation zu ermöglichen. Die sozialen Dimensionen sind unserer Erfahrung nach eine der wichtigsten, wenn nicht die wichtigste Dimension. Bei der Begleitung von über 50 Digitalstrategien mit Organisation ist das wahrscheinlich eine der wichtigsten Dinge, die wir gelernt haben.

3. KI - Neue Horizonte

Das Potenzial der Zusammenarbeit von Architekten und Künstlicher Intelligenz wird aktuell unterschätzt

Wenige Themen werden so kontrovers diskutiert, wie der Einsatz Künstlicher Intelligenz (KI). Als wir vor weniger als zwei Jahren Studierende losgeschickt haben, um 40 Interviews zu dem Einsatz von KI im Kontext Architektur zu führen, haben wir hier wenig bis keine Bereitschaft auf Seiten der Architektinnen und Architekten gefunden. Das hat sich in der Zwischenzeit geändert. Nicht zuletzt durch neue Lösungen wie ChatGPT, midjourney oder stable diffusion. Wir forschen bereits seit etlichen Jahren zu dem Thema KI in der Architektur und freuen uns über die neue Offenheit gegenüber dem Thema. Mit einigen Projekten konnten wir unter Beweis stellen, dass KI ein wichtiges Thema ist und KI als kreativen Partner in der Entwurfsarbeit implementieren. So auch bei unserem Projekt inspAIred. Hier haben wir ein Generativ Adversarial Network (GAN) mit eigener Datengrundlage trainiert und im Entwurfsprozess mit einem namenhaften Büro getestet. Bei diesem ersten Ansatz haben wir einiges gelernt.  Die Daten, mit denen man die KI füttert, sind ein enorm wichtiger Faktor für eine erfolgreiche Umsetzung. Hier gilt es die Qualität der Daten in allen Dimensionen im Blick zu behalten. Ein weiteres Erfolgsgeheimnis ist die Aufbereitung der Daten. Der Schritt der Aufbereitung ist kein Selbstläufer. Während er das Risiko beinhaltet wichtige Informationen zu verwässern, bietet der Schritt aber auch großes Potenzial wichtige Informationen hervorzuheben. Die KI liefert dabei keine fertige Lösung. Die KI ist Sparringspartner im Experiment. Das bedeutet auch, dass man die eigenen Arbeitsweisen und -methoden reflektieren muss. Nicht zuletzt auf Grund der oftmals großen Datenmengen in Architekturbüros bietet der Einsatz von KI auch über den Entwurf in allen Leistungsphasen bis hin zur Unternehmensorganisation und -führung spannende Anknüpfungspunkte. Diese symbiotische Zusammenarbeit, bei der der Mensch nicht ersetzt wird, sondern in Zusammenarbeit mit KI neue Lösungen denkt, die er ohne KI nicht gedacht oder getestet hätte, ist unserer Erfahrung nach, ein äußerst zukunftsträchtiger Ansatz.

4. Strategie - Ressourcen effektiv nutzen

Warum eine strategische Herangehensweise unerlässlich ist, um Ressourcenverschwendung bei der digitalen Transformation zu vermeiden

Die digitale Transformation ist ein komplexes und in Teilen auch riskantes Unterfangen. Einfach mal machen! Wer nach diesem Motto handelt, kann mal Glück haben. Auf Dauer wird dieses Handeln allerdings negative Folgen für den unternehmerischen Erfolg haben. Einfach mal ein Projektmanagementtool einsetzen und bestehende Prozesse digitalisieren. Ein Überblick über bestehende Prozesse und vor allem gute Prozesse sind hier allerdings notwendige Voraussetzung für den Erfolg. Denn ein schlechter Prozess bleibt auch mit dem Einsatz von IT ein digitalisierter schlechter Prozess. Der Einsatz Künstlicher Intelligenz erfordert Weitblick und einen reflektierten Umgang mit Daten. Ein weiteres Beispiel sind Change Management-Maßnahmen. Nur, wenn es mir gelingt meine Mitarbeiter für Veränderung und Offenheit gegenüber der digitalen Transformation zu begeistern, lassen sich digitale Tools erfolgreich einsetzen. Das sind nur einige Beispiele, die verdeutlichen, wie schnell man Ressourcen verbrennen kann, wenn man Veränderung ohne Strategie angeht. Strategisches Vorgehen ist unserer Meinung nach enorm wichtig bei der erfolgreichen digitalen Transformation von Architekturbüros.

5. Digital Design - Experimentieren und Gestalten

Die Bedeutung von iterativem Reflektieren und dem Einsatz digitaler Technologien für eine zukunftsorientierte Architektur

Digitalisierung ermöglicht neue Arten der Zusammenarbeit und Kollaboration. Das gilt sowohl für die Zusammenarbeit zwischen Mensch und Maschine, als auch zwischen Menschen untereinander. Damit gehen allerdings auch neue Methoden einher. Als Architektinnen und Architekten haben wir gestalterische Fähigkeiten. Und diese beschränken sich im Kern nicht nur auf Gebäude und räumliche Aspekte. Durch eine prozesshafte Perspektive auf unsere Tätigkeiten, lassen sich Prinzipien der Gestaltung auch andere Bereiche übertragen. Konkret bedeutet das, dass wir auch unsere Mensch-Technologie-Kollaboration, also den Einsatz digitaler Technologien im Alltag, bestmöglich gestalten können. Eine unserer Arbeiten hat genau diesen Ansatz im Kern. Ein wichtiger Aspekt ist das Experiment. Neues zu testen und auszuprobieren hilft uns neue Lösungen zu erproben und so unsere zukünftigen Lebensrealitäten zu gestalten.  Wenn es dabei gelingt den Prozess im Auge zu behalten und so iteratives Reflektieren zu ermöglichen, ist digitale Technologie nicht die alleinige Lösung, aber immer ein wichtiger und vor allem gestaltbarer Baustein für eine nachhaltige und am Menschen orientierte Zukunft. Egal, ob es dabei um digitale Lösungen für den Alltag von uns Architektinnen und Architekten geht, oder um Lösungen für unsere Gebäude und Städte der Zukunft.

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